April 2014

Die „Faszination Musik“ galt auch als Motto des Konzertes, auf das sich die Privat-Musikkapelle Scherpenseel (PMS) unter ihrem Dirigenten Günter Preuth monatelang mit akribischer Sorgfalt vorbereitet hatte.

Ein anspruchsvolles Motto also, dem der Abend jedoch in jeder Beziehung gerecht wurde. Denn die Zuhörer erlebten eine mitreißende Programmfolge aus Märschen, Schlager- und Musical-Potpourris sowie Filmmusiken. Zudem sorgte ein Licht-Design für interessante Farbenspiele, und man konnte sich auf Monitoren über die dargebotenen Werke informieren.

Thomas Preuth und Clarissa Engels führten mit heiteren wie auch erläuternden Dialogen durch das Programm. Das Konzert galt außerdem als Benefizveranstaltung für die Förderung der eigenen Jugendarbeit. Diesen Umstand hob Bürgermeister Wolfgang Jungnitsch in einem kurzen Grußwort hervor.

Mit geisterhaft-fahler „Thriller“-Musik öffnete sich der Bühnenvorhang, und schon die ersten Takte zeigten die vorzügliche Qualität des PMS-Klangkörpers. Auch die schmetternden Akkorde des Marsches für den Herzog von Braunschweig verfehlten ihre Wirkung nicht. Diese Komposition erinnerte an den preußischen Oberkommandierenden, der die französische Revolution bekämpfte.

Romantisch wurde es bei der Ouvertüre „Leichte Kavallerie“ von Franz von Suppé, wo sich gefühlvolle Puszta-Weisen mit leidenschaftlich wilden Passagen abwechselten. In das pulsierende Großstadtleben von Manhattan führte dagegen das „Sunday-Scherzo“, in dem der Lauf eines Joggers durch den Central Park beschrieben werden soll.

In den raschen Triolenketten gelingt es allerdings beim besten Willen nicht, ein Jogging herauszuhören – das änderte sich erst in der Coda, die durch die straffe Rhythmik eines Geschwindmarsches geprägt ist. Was aber viel stärker bei den Zuhörern haften blieb, war das fulminante Trompetensolo von Sebastian Kriska, einem der besten Nachwuchstalente des Orchesters. Zu Recht gab es nach dem Schlussakkord stürmischen Sonderapplaus.

Mit einem schönen Alt-Solo gefiel anschließend die Sängerin Ramona Peter, deren Vortrag dezent von Thomas Preuth am Keyboard und Heinz Lyko am Tenor-Saxophon untermalt wurde. Ein Höhepunkt des Abends waren „Musical Highlights von Andrew Lloyd Webber“. Hier hatte Dirigent Günter Preuth Auszüge aus dem „Phantom der Oper“, aus „Starlight Express“ und anderen Werken Webbers zum einem großangelegten Medley arrangiert, das mit raffinierter Instrumentierung und rasch wechselnden Klangbildern bestach.

Auch Thomas Preuth, Sohn des Dirigenten, nahm zu einigen Stücken den Taktstock in die Hand. Bei dem „Sinfonic Porträt“ über die Beatles aus der Feder von Guido Rennert erwies er sich als umsichtiger Orchesterleiter. Bekannte Beatles-Schlager wie „ All you need is Love“, „Yellow Submarine“ und „Yesterday“ ließen die Zuhörer leise mitsummen – und bei „Hey Jude“ wurden sie sogar zum Mitsingen aufgefordert.

Mit dem Marsch „Kameraden auf See“ ging es in die Pause. Zum zweiten Teil des Abends elektrisierte die PMS sogleich mit „Funk Attack“, und bei „Need to be in Love“ zeigte Heinz Lyko am Saxophon erneut sein vorzügliches Können, und auch beim „Böhmischen Traum“, bei „Night an Day“, „I just can‘t stop loving you“ und „Something stupid“ meisterten Günter Preuth und sein Orchester alle technischen und klanglichen Probleme ohne große Mühe. Einen weiteren Glanzpunkt setzte die „Phil Collins Collection“, und auch bei dem abschließenden Marsch „Vorwärts“ zeigte sich die PMS von ihrer Schokoladenseite.

Klar, dass man an einer Zugabe nicht vorbeikam, wonach man zusammen mit dem restlos begeisterten Publikum in einer „After-Show-Party“ den Erfolg feiern und begießen konnte.

(Quelle: Johannes Gottwald, Aachener Zeitung)

   
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