März 2013

Petrus hatte ein Einsehen gehabt: Mit Sonnenschein und den ersten warmen Tagen, aber auch mit mildem Landregen sorgte er bereits im Vorfeld für die richtige Kulisse des Frühlingskonzertes, zu dem die Privatmusikkapelle Scherpenseel eingeladen hatte. Die Mehrzweckhalle neben der Grundschule an der Grotenrather Straße war bis auf den letzten Platz gefüllt, denn man konnte sich auf ein ebenso unterhaltsames wie volkstümliches Programm freuen.
Mit den schmissigen Klängen des Apollo-Konzertmarsches von Jan van der Roost sorgte die Privatmusikkapelle unter der altbewährten Stabführung von Günther Preuth gleich zu Beginn für einen fulminanten Auftakt. Mit bezaubernden romantischen Klängen, die so recht angetan waren, beim Publikum Frühlingsgefühle zu wecken, begann die Ouvertüre zur Oper „Wenn ich König wär“ von Adolphe Adam. Hier gefiel Lukas Schreiber mit schönen Klarinetten-Soli, im nachfolgenden Alle–gro-Abschnitt beherrschten dann energische Blechbläserklänge das Geschehen. Wie viele Ouvertüren des 19. Jahrhunderts nahm auch dieses Werk inhaltlich die Opernhandlung vorweg. So konnte man sich bei der Musik gut den Fischer Zephoris vorstellen, der im Walde davon träumt, einmal König zu sein – und dann unerwartet dem König begegnet, der ihn dazu einlädt, einen Tag lang in dessen Schloss die Regierungsgeschäfte zu führen.


Dabei gibt es natürlich allerhand Durcheinander und Intrigen, aber schließlich ein Happy End. Von Jazzharmonik und dezenten Schlagzeugrhythmen geprägt war anschließend der Bee-Gees-Song „How deep is your love“, der ein ruhiges und besinnliches Intermezzo darstellte. Einen besonderen Höhepunkt bildete zweifellos die großangelegte, von Jay Bocook arrangierte Filmmusik „Der mit dem Wolf tanzt“, die seinerzeit mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Hier wurde der Kapelle ein Höchstmaß an klanglicher und rhythmischer Präzision abverlangt. Und es gab ein besonderes Debüt: Thomas Preuth, der Sohn des Dirigenten, nahm erstmals vor heimischem Publikum den Taktstock in die Hand und leitete die Aufführung dieses Stückes auf sichere und souveräne Weise. Auch beim Medley „Eighties Flashback“ in der Fassung von Paul Murtha stand der junge Musikstudent (Hauptfach Schlagzeug) am Pult, und mit dem Marsch des Großherzogs Friedrich von Baden (den wieder Vater Günther Preuth leitete) wurden die Zuhörer anschließend in die Pause entlassen. Vorher allerdings kam die Privat-Musikkapelle nicht an einer Zugabe vorbei.

Den zweiten Teil des Abends gestaltete die Kapelle Fanfare Victoria Rimburg aus dem benachbarten niederländischen Grenzort, die als Gastorchester eingeladen worden war. Schon 1891 wurde dieser Musikverein gegründet und entwickelte sich bis heute zu einem der besten Blasorchester der Provinz Limburg. Unter ihrem Dirigenten Bert Dirks, der seine musikalische Ausbildung am Konservatorium in Maastricht absolviert hatte, zeigten die Musiker und Musikerinnen sogleich, weshalb sie in der höchsten niederländischen Liga spielen. Die ebenso fußball- wie auch musikbegeisterten Holländer haben nämlich auch ihre zahlreichen Blasorchester nach sportlichem Vorbild in Leistungsklassen eingeteilt.

Der Geschwindmarsch „The Swasbuckler“ rauschte mit höchster Brillanz vorüber, bei den „Fulce de Mistreel“ lebten danach mittelalterliche Ritterspiele vor dem geistigen Auge der Zuhörer auf. Beim Potpourri aus der „West Side Story“ konnte man sich an den populären Songs „Tonight“ und „Some–where“ erfreuen, ebenso zeichneten sich „Shenendoah“ und „One moment in time“ vor allem bei den Bläsern durch mustergültig präzise Intonation und engagierten Vortrag aus.

Die „Prager Gassen“ führten die Zuhörer dann zu den zahlreichen gotischen und barocken Bauwerken der tschechischen Metropole, die vor über 600 Jahren für ein Menschenalter Hauptstadt des „Heiligen Römischen Reiches“ war – die böhmischen Könige trugen über mehrere Generationen hinweg die deutsche Kaiserkrone. Mit stürmischen Ovationen belohnte das Publikum auch diese prächtigen Darbietungen und wurde natürlich mit einer Zugabe bedacht.

QUELLE: Geilenkirchener Zeitung, Lokalteil, 12.03.2013

   
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